Avi Liberman, M.A.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Universitätsstraße 150
44801 Bochum
Raum GB 5/33
Promotionsprojekt
«… perch’io m’appigli al ver». Mediazione di verità e sapere nel poema agiografico italiano del Seicento
Im epischen Panorama des späten Cinquecento und des Seicento hebt sich das hagiographische Epos mit einer markant hohen Anzahl an veröffentlichten Werken hervor. Der Textkorpus erweist eine große Pluralität, die auf unterschiedliche dichterische Traditionen rekurriert, u.a. auf die cantari, den Orlando furioso und die Gerusalemme liberata. Dieses Forschungsprojekt will das Phänomen in seinem kulturellen und poetologischen Kontext untersuchen. Dabei spielen sowohl Wahrheits- als auch Wissensvermittlung eine große Rolle. Denn in denselben Jahren, in denen das hagiographische Epos seinen Höhepunkt erlebt, reagiert die römisch-katholische Kirche mit ihrer Reform der Heiligenkanonisierung und -verehrung auf die protestantische Kritik bezüglich des fundamentaltheologischen Dogmas von Heiligkeit. In den hagiographischen Epen findet man Spuren dieser Polemik sowie von der römisch-katholischen Neujustierung des Heiligenkults. Dazu zählt die Tendenz zur Homogenisierung und Verwissenschaftlichung der Hagiographie. Dementsprechend wird in der Dissertation ebenfalls das Verhältnis zwischen Dichtung und Geschichtsschreibung untersucht, die diese Werke verhandeln. Da der dichtungstheoretische Duktus das Einfügen fiktionaler Elemente nach sich zieht und darin ein Unterschied zur Geschichtsschreibung besteht, lässt sich fragen, ob die hagiographischen Epen diesem Gebot tatsächlich folgen oder ob es diesen Texten gar verwehrt ist, ihm zu folgen. Versuche, die eine oder andere Lösung zu rechtfertigen, finden sich meistens in den Proömien oder Paratexten der Werke. Ziel der Untersuchung ist, das Innovationspotential dieser literarischen Form in Bezug auf die frühneuzeitliche Wahrheitsproduktion zu profilieren.
Vita
Seit 01/2025: Kollegiat im GRK 2945 „Wissen – Glauben – Behaupten. Wahrheitsproduktion und Wahrheitsdurchsetzung in der Vormoderne“ an der Ruhr-Universität Bochum
01/2024–01/2025: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Romanistik an der Universität Hamburg (Elternzeitvertretung)
03/2021–12/2023: Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-geförderten Graduiertenkolleg „Interkonfessionalität in der Frühen Neuzeit“ an der Universität Hamburg
02/2020–03/2025: Promotion an der Fakultät für Geisteswissenschaft an der Universität Hamburg (nicht abgeschlossen wegen Wechsel an die RUB)
11/2019–03/2021: Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt „Antiklassizismen im italienischen Cinquecento“ an der Universität Hamburg
04/2016–10/2019: Master-Studium Romanische Literaturen an der Universität Hamburg und Università degli Studi di Padova, Italien
10/2012–03/2016: Bachelor-Studium Historische Musikwissenschaft (HF) und Italienisch (NF) an der Universität Hamburg
10/2007–07/2012: Studium des Klassischen Gesangs (B. Mus.) an der Jerusalem Academy of Music and Dance
Publikationen
Herausgeberschaft
Mit Rogier Gerrits: Reproducing Miracles. On Media and the Miraculous in Early Modern Europe, erscheint voraussichtlich 2025.
Aufsätze
Il patto della conversione. Miracoli e conversione nel Saverio, Apostolo dell’Indie di Benedetto di Virgilio, in: Rogier Gerrits / Avi Liberman (Hgg.): Reproducing Miracles. On Media and the Miraculous in Early Modern Europe, erscheint voraussichtlich 2025.
Mit Susanne Friede und Aina Sandrini: Explicit Anti-Classicism, in: Marc Föcking / Susanne Friede / Florian Mehltretter / Angela Oster (Hgg.): Companion to Anti-Classicism, Boston / Berlin 2023, S. 13–104.
Kleinere Arbeiten
Einleitung und deutsche Übersetzung des Sonetts „Guido, io vorrei“ von Dante Alighieri, in: Judith Kasper / Andrea Renker / Fabien Vitali (Hgg.): 1 Sonett – 30 Übersetzungen, Wien / Berlin 2021, S. 82–84.
Tradurre per un’identità. Traduzione in italiano di testi ebraici nella prima età moderna, in: Rivista di letteratura religiosa italiana VII (2024), 2, S. 133–136.